Gegenwärtige Neonazi-Aktivitäten in Colditz
Presseschau
veröffentlicht Dezember 2024
Artikel: "Es wird weitergehen - Report aus einer rechtsfreien Zone im mittelsächsischen Hügelland, 50 Kilometer entfernt von Leipzig"
Kreuzer Printausgabe, März 2017, online noch einmal veröffentlicht 2023
Artikel: "Sächsische Clankriminalität - Eine Drogenrazzia in der sächsischen Kleinstadt Colditz offenbarte eine rechte Angstzone."
von Thorsten Mense, Jungle World, 27.04.2023
Artikel: "Nach Razzia bei Neonazis - Die Angst in Colditz bleibt"
Von Nina Böckmann und Thomas Datt, MDR, 07.08.2023
Reportage/ Video: "Gewalt, Drogen, Stalking - Kriminelle Neonazis terrorisieren eine Kleinstadt in Sachsen"
von exactly, mdr investigativ vom 07.08.2023
Podcast: "Neonazi-Terror im sächsischen Colditz"
von mdr investigativ vom 25.08.2023
Audiotranskription des Podcast
Reportage/ Video: "Drogendealer verurteilt – Ende der Angstzone Colditz?"
von exactly Update vom 14.12.2023
Neonazi-Aktivitäten in Colditz
veröffentlicht August 2014
Während es in den letzten Jahren immer wieder zu öffentlichen Aktionen, gewalttätigen Übergriffen und Einschüchetrungsversuchen gegenüber anders denkenden Menschen kam, sind in den letzten Monaten keine öffentlichen und offensiven neonazistische Aktivitäten in Colditz zu verzeichnen.
Eine Ausnahme stellt die Beschädigung der drei Stolpersteine für die Familie Nussbaum im Februar diesen Jahres dar. Die Stolpersteine wurden erst im Dezember 2013 durch den Kölner Bildhauer Gunter Demnig auf dem Colditzer Markt verlegt. Die Verlegung der Steine war der Höhepunkt des einjährigen Projektes ‚Jüdische Spuren in Colditz‘, das von Jugendlichen mit Unterstützung durch das Flexible Jugendmanagement Landkreis Leipzig und dem Erich Zeigner Haus e.V. durchgeführt wurde. Mehr Infos dazu.
Auch wenn Neonazis aktuell nicht öffentlich in Erscheinung treten, kann davon ausgegangen werden, dass es weiterhin in Colditz rechtes und rassistisches Gedankengut gibt, als auch eine organisierte rechte Szene. Diese besteht seit Jahren u.a. aus Kampfsportlern und Freefightern und unterhält ebenso Verbindungen zum kriminellen Milieu. Artikel dazu in der LVZ.
Ein nicht unbekanner Zusammenhang, in dem die Verstrickungen von örtlicher Neonaziszene und organisierter Kriminalität aufeinandertreffen, stellt die Familie N. dar. Das Familien-und Firmeneigene Gelände gilt nicht nur als Treffpunkt der Szene, auch waren verschiedene Mitglieder der Familie an Übergriffen beteiligt und in diesem Kontext bereits 2012 angeklagt. Über den Prozess. Darüber hinaus wird der Vater der Familie als kriminell beschrieben, der jedoch die Nazis für seine eigene Interessen nutzt, aber wahrscheinlich auch ihre Aktivitäten finanziell unterstützt.
Auch rund um den örtlichlichen Jugendclub ist es ruhiger geworden, seit das Bildungs- und Sozialwerk Muldental (BSW) 2013 den Betrieb des Clubs übernommen hat. Gemeinsam mit dem Verein Jugendcenter Colditz e.V. ist dieser nun für die offene Kinder- und Jugendarbeit in Colditz zuständig. Aktuelle Arbeitsschwerpunkte der SozialarbeiterInnen des Clubs und der Schule liegen vordergründig bei Konflikten zwischen Gleichaltrigen, Konflikten mit den Eltern, sowie psychosoziale Problemen und Gewalterfahrungen. Einen besondere Problemlage stellt das Thema des Konsum harter Drogen dar.
In der Vergangenheit galt der Club als Treffpunkt der rechten Szene. Träger der in Neonazi-Kreisen beliebten Marke ‚Thor Steinar‘ stellten den Einlass bei Veranstaltungen und ein bekannter Straftäter aus dem neonazistischen Umfeld gehörte sogar dem Vorstand an. Auch unter den Besuchern fanden sich immer wieder offen zur Schau gestellte Symbolik mit neonazistischem Bezug.
Einige Übergriffe und Aktivitäten aus den vergangenen Jahren
Im März 2012 wurde vor dem Colditzer Schloss ein Aufmarsch der sog. ‚Unsterblichen‘ durchgeführt. Ungefähr 30 Neonazis versammelten sich mit weißen Masken sowie Transparenten und Rufen nach "Nationalem Sozialismus". Derlei Aktionen, in Colditz an einem Sonntagnachmittag veranstaltet, nutzen ,Freie Kräfte´ aus dem neonazistischen Umfeld um Aufmerksamkeit zu erregen und zu suggerieren, dass deutsche Volk sei durch ,Überfremdung' vom Aussterben bedroht.
Bis zum Jahr 2012 haben im Gasthof Zollwitz in Hausdorf zahlreiche Neonazi Konzerte mit überregionaler Bedeutung stattgefunden. Hier waren teilweise über 100 Besucher zugegen. Einige Konzerte wurden aufgelöst und der Saal inzwischen baupolizeilich gesperrt. Daraufhin verlagerte sich das Geschehen u.a. in den Steinbruch Möseln bei Colditz.
Im Februar 2010 kam es in der Bad Lausicker Straße zu einem rechten Überfall auf vier junge Männer im Alter von 22 bis 25 Jahren. Die Opfer seien in Höhe des Bornweges zunächst vom Fahrer sowie von einem weiteren Insassen eines silbergrauen Mercedes Kombi aus dem Auto heraus mehrmals beschimpft worden. Nach der verbalen Attacke habe sich das Auto wieder stadteinwärts entfernt. Kurze Zeit später habe es sich jedoch wieder von hinten den Opfern genähert. Nachdem es am Straßenrand gestoppt hatte, seien mehrere vermummte Personen ausgestiegen, unter ihnen ein 53-jähriger Tatverdächtiger. Dieser habe einem jungen Mann mit der flachen Hand ins Gesicht geschlagen, so dass dieser zu Fall kam und sich die Schulter verletzte. Ein weiteres Opfer wurde von einem 23-jährigen Tatverdächtigen mit Schlägen und Tritten im Gesicht verletzt. Zwei weitere Täter schlugen auf zwei weitere Personen ein.
Am Samstag, dem 23.02.2008 griffen etwa 100 vermummte Neonazis einen Dönerladen, eine Turnhalle und ein Elekrogeschäft in Colditz an. Scheiben wurden eingeschmissen, Molotowcoktails geworfen, eine Nebelgranate und eine Bombe, in der sich Farbe oder ähnliche Chemikalien befanden, gezündet.
Gegen 19.30 Uhr versammelten sich etwa 100 Neonazis auf dem Sophienplatz, um ein Elektrogeschäft und die dazugehörige Turnhalle, in der in den Monaten davor drei alternative Konzerte stattfanden, anzugreifen. Innerhalb von 10 – 15min hatten die vermummten Nazis die Turnhallenfenster mit Molotowkcoktails beworfen und wollten sich über die Eingangstür Zutritt in die Halle verschaffen, was ihnen glücklicherweise nicht gelang. In dem daneben gelegenem Geschäft wurden die Fenster zerschlagen und eine Nebelgranate hineingeworfen. Dies reichte den regionalen und zum Teil überregionalen Neonazis noch nicht, so dass sie eine weitere Bombe mit Farbe/Chemikalien zündeten, welche die Geschäftsräume und die Elektrogeräte unnutzbar machte. Zudem wurde versucht, einen Brandsatz in die Wohnung über dem Geschäft zu werfen. Auf dem Rückweg wurden zum wiederholten Mal bei einem Dönergeschäft die Scheiben eingeschlagen und randaliert. Die Täter_innen kommen zum Teil aus dem Umfeld der verbotenen Kameradschaft Sturm 34 aus dem Nachbarlandkreis Mittweida. Es entstand ein Sachschaden von etwa 100 000€.
Im Bericht des Mitteldeutschen Rundfunks (mdr) wird behauptet, Ziel der Nazis sei der Überfall auf ein linkes Konzert gewesen, was dann aber nicht stattgefunden habe. Tatsache ist, das an diesem Wochenende überhaupt kein Konzert geplant war! Der brutale Überfall ist vielmehr als ein Racheakt zu deuten, der den Vermietern und den Veranstaltern von 3 alternativen Konzerten in Colditz galt, welche einen Gegenpol zur real existierenden Nazihegemonie darstellen. Vermieter, Veranstalter und Alternative in Colditz werden seit dem letzten Konzert am 1.2.08 mit Drohanrufen, Übergiffen und Sachbeschädigungen terrorisiert. So wurden am Donnerstag Abend Alternative Jugendliche verprügelt und am Freitag vor der Randale versammelten sich ca. 30 auf den Netto Parkplatz um alternativen Jugendlichen zu drohen und zu verprügeln.
Berichte und Einblicke aus antifaschistischen Perspektiven
Chronik.LE
Eine Zusammenstellung neonazistischer Aktivitäten in Colditz findet sich bei Chronik.Le – der Dokumentation faschistischer, rassistischer und diskriminierender Ereignisse in und um Leipzig
link: chronikle.org
Publikative.org, 2010
Gefährliche Körperverletzung in Colditz
Netz gegen Nazis, 2009
Colditz: Kurzbericht aus der Angstzone
Meine Stimme gegen Nazis - Broschüre, 2009
Wenn Nazis Räume doninieren -.Erfahrungen aus Sachsen
Chronik.LE
Eine Zusammenstellung neonazistischer Aktivitäten in Colditz findet sich bei Chronik.Le – der Dokumentation faschistischer, rassistischer und diskriminierender Ereignisse in und um Leipzig
link: chronikle.org
Publikative.org, 2010
Gefährliche Körperverletzung in Colditz
Netz gegen Nazis, 2009
Colditz: Kurzbericht aus der Angstzone
Meine Stimme gegen Nazis - Broschüre, 2009
Wenn Nazis Räume doninieren -.Erfahrungen aus Sachsen
Ausführliche Hintergrundinformationen
sozialraumanalyse_colditz.pdf |